Schaubild 1




Farbenlehre nach Johannes Itten basierend auf "Kunst der Farbe"


Farben in der Physik (Newton, Schaubild 1)

Jede Spektralfarbe kann über ihre Wellenlänge oder Schwingungszahl exakt bestimmt werden. Lichtwellen sind ohne Farbe. Die Farbe entsteht erst im Auge und Gehirn. Das heißt alles um uns ist farblos, das Licht wird lediglich anders reflektiert.

Subtraktive Farbmischung ist die Mischung von Körperfarben.

Additive Farbmischung ist die Mischung prismatischer körperloser Farben.


Beispiel 1


Farbwirklichkeit

ist der physikalisch-chemischdefinierte Farbstoff.

Sind Farbwirklichkeit und Farbwirkung nicht gleich entsteht eine disharmonischere, dynamischere, unwirkliche Empfindung.

Eine Farbe kann erst im Bezug auf eine andere ihren Wert erhalten.

Beispiel 1 farbige Quadrate auf unterschiedlichem Hintergrund


Beispiel 2


Farbharmonie

heißt Gleichgewicht, Symetrie der Kräfte.

Der Nachbild-Effekt im Auge: Das Auge fordert bzw. versucht durch die Komplementärfarbe wieder ein Gleichgewicht zu schaffen. Dies wird als Sukzessiv-Kontrast bezeichnet. Stellt man auf ein graues Quadrat auf eine farbige Fläche, so scheint das graue Quadrat in der Komplementärfarbe angetönt. Dies nennt man Simultan-Kontrast. Mittleres Grau erfordert kein Nachbild, es entspricht dem geforderten Gleichgewichtszustand des optischen Sinnes.

Zwei oder mehrere Farben sind harmonisch, wenn Sie zusammengemischt ein neutrales Grau ergeben.

Wichtig für die harmonische Farbkomposition sind die Quantitätsverhältnisse der Farben:

Gelb : Rot : Blau wie 3 : 6 : 8 (nach Goethe)

Beispiel 2 Bezugsfiguren im zwölfteiligen Farbkreis


Beispiel 3


Subjektive Farbklänge

sind die persönlichen Farbempfindungen. Der Farbcharakter wird von äußeren Merkmalen und der Ausstrahlung eines Menschen beschrieben. Bei der Farbwahl sollten nicht nur persönliches Farbempfinden, sondern objektive Gegebenheiten/Beurteilungen zur Lösung hinzugezogen werden.

Beispiel 3 Farbkreis mit 1. 2. 3. Ordnung


Beispiel 4


Der Farbe-an-sich-Kontrast

Alle Farben können ungetrübt in ihrer stärksten Leuchtkraft verwendet werden. Es sind mindestens drei klar voneinander abstehende Farben notwendig. Die Wirkung wird schwächer, so weiter man sich von den Farben 1. Ordnung entfernt. Durch Trennung mit schwarzen oder weißen Linien wird der Kontrast noch stärker, da ein Überstrahlung unterbunden wird. Außerdem können die Mengenverhältnisse verschoben werden oder schwarze und weiße Flächen hinzugefügt werden.

Beispiel 4


Beispiel 5


Der Hell-Dunkel-Kontrast

Die Farben Schwarz und Weiß sind das stärkste Ausdrucksmittel für Hell und Dunkel. Dazwischen liegen die Grautöne und die Farben. Neutrales Grau ist charakterlos, eine Nichtfarbe, aber sehr leicht durch Ton- und Farbkontraste beeinflußbar und erregbar. Dies geschieht subjektiv im Auge. Kalte Farben wirken durchsichtig, leicht und werden meist zu hell verwendet. Warme Farbtöne wirken undurchsichtig und werden häufig zu dunkel gewählt. Gleiche Helligkeiten machen Farben verwandt, durch gleiche Tonwerte werden sie zusammengefaßt. Grenzen unbunte Farben an Bunte gleicher Helligkeit so verlieren sie ihren unbunten Charakter (konstruktiv), soll dieser bewahrt werden müssen sie eine andere Helligkeit aufweisen (abstrakt). Gesättigte leuchtende Farben haben unterschiedliche Helligkeitswerte. Gelb ist sehr hell, es gibt kein dunkles leuchtendes Gelb. Blau ist sehr dunkel, Hellblau ist charakterlos, ohne Leuchtkraft. Rot leuchtet nur als dunkle Farbe, so hell wie Gelb hat es keine Leuchtkraft mehr. Gibt Gelb den Hauptcharakter an wird die Komposition eher hell. Sind es Blau und Rot ist sie eher dunkel. Eine Farbe mit Schwarz- oder Weissgehalt ist eine gebrochen oder getrübte Farbe.

Beispiel 5


Beispiel 6


Der Kalt-Warm-Kontrast

Rotorange und Blaugrün sind die Pole des Kaltwarmkontrasts, die Farben dazwischen wirken bald kalt, bald warm, je nach ihrer Kontrastierung mit wärmeren oder kälteren Tönen. In der Landschaft wirkt Entfernteres immer kälter, der Kalt-Warm-Kontrast suggeriert somit nah und fern. Die Wirkung ist am stärksten , wenn man den Hell-Dunkel-Kontrast ausschaltet.

Beispiel 6


Beispiel 7


Der Komplementär-Kontrast

Komplementärfarben liegen sich im Farbkreis gegenüber. Miteinander gemischt ergeben sie grau (bzw. additiv weiß). Sie steigern sich gegenseitig zu höchster Leuchtkraft. Zerlegt man sie, stellt man fest, daß immer die drei Grundfarben (Gelb, Rot, Blau) in ihnen vorhanden sind. Sowohl Nachbild und Simultaneffekt fordern die Komplementärfarbe. Die Mischungstöne lassen sich sich gut als Vermittlungs- bzw. Ausgleichsfarben verwenden, da sie mit beiden Farben verwandt sind.

Beispiel 7


Beispiel 8


Der Simultan-Kontrast

Dies ist die Erscheinung im Auge, die zu einer Farbe immer gleich (simultan) die Komplementärfarbe verlangt, diese entsteht im Auge des Betrachters.. Dies beweißt, daß die Farbharmonie die Erfüllung des Komplementärgesetzes in sich schließt. Die simultane Wirkung wird auch bei reinen Farben, welche nicht komplementär sein müssen, ausgelöst. Sie verlieren ihren realen Charakter und fangen an zu vibrieren, die Wirklichkeit ist dann nicht gleich der Wirkung. teilweise muß man dem Simultankontrast entgegenwirken, dies funktioniert indem man der Farbe (bei der der Effekt passiert) etwas entgegen mischt oder durch verschiedene Helligkeiten den Effekt unterdrückt. Um den Simultankontrast zu verstärken ändert man die Mengenverhältnisse der Farben.

Beispiel 8


Beispiel 9


Der Qualitäts-Kontrast

Unter Farbqualität versteht man den Reinheits- und Sättigungsgrad von Farben. Qualitäts-Kontrast ist der Gegensatz von leuchtenden zu stumpfen, getrübten Farben. Die Farben mit der größten Leuchtkraft sind die prismatischen Farben. Es gibt die 4 folgenden Möglichkeiten:

- brechen mit weiß, dadurch wird der Farbcharakter kälter
- brechen mit schwarz, dadurch geht der strahlende Charakter verloren, die Farben wirken fahl und gelähmt
- brechen mit grau, die Farben werden neutralisiert und blind. Sie werden heller oder dunkler, in jedem Fall aber trüber
- beimischen der Komplementärfarbe, die Tonwerte liegen dann zwischen den zwei Farben

um den Qualitäts-Kontrast voll auszuschöpfen muß die jeweilige Farbe in ihrer eigenen Trübung stehen.

Beispiel 9


Beispiel 10


Der Quantitätskontrast

Hierunter versteht man die Farbmengenverhältnisse/Größenverhältnisse von zwei oder mehr Farbflächen zueinander. Zwei Faktoren bestimmen die Wirkungskraft, die Leuchtkraft und die Flächengröße. Um den Lichtwert festzustellen muß man die Farben vor neutralem grauen Hintergrund vergleichen. Man stellt fest, daß die Lichtwerte verschieden sind. Goethe hat folgende Lichtwerte festgehalten:

Gelb : Orange : Rot : Violett : Blau : Grün sind wie

9 : 8 : 6 : 3 : 4 : 6

Dies muß man jedoch individuell exakt mit dem Auge feststellen.

Verwandelt man die Lichtwerte in Flächengrößen so müssen diese reziprok verwendet werden. Das drei mal stärkere Gelb braucht eine drei mal kleinere Fläche wie das Violett. Die harmonischen Flächengrößen sind also folgende

3 : 4 : 6 : 9 : 8 : 6

Ändert man die Leuchtkraft stimmen diese Faktoren nicht mehr. Gibt man einer Farbkomposition andere Mengenverhältnisse als die harmonischen erzielt man eine expressive Wirkung.

Beispiel 10


Die Farbkugel

Um eine umfassende Übersicht über die Farbwelt zu bekommen ist die Farbkugel die brauchbarste und zugleich allseitig symetrische Form. Hier ist es möglich die grundsätzlichen und komplemtären Farbgesetze zu veranschaulichen. Über die Meridiane und Parallelkreise kann jeder Punkt bzw. Farbe bestimmt werden. Um den Äquator liegen die reinen Farben. Die beiden Pole sind Weiß und Schwarz, von ihnen zum Äquator sind die entsprechenden Aufhellungen und Abdunklungen. In der Mitte der Kugel befindet sich das neutrale Grau. Nimmt man einen Schnitt horizontal durch den Äquator vor werden dort die Komplementärfarben gegenseitig zu Grau gemischt. Senkrecht durch die Kugel befinden sich von Schwarz nach Weiß alle Grauabstufungen. Gegenüber liegen dann immer zwei Komplementärfarben, die zu Schwarz und Weiß abgemischt werden, hier ist die gleiche Helligkeit wichtig. Wenn man einen Punkt über den Mittelpunkt spiegelt, findet man immer die Gegenfarbe in deren Helligkeitswert.

Schaubild 2 (fehlt)


Beispiel 11


Farbakkordik

Dies ist die Zusammenstellung von Farben aufgrund ihrer gesetzmäßigen Beziehungen. Sie bestehen aus 2, 3, 4 und mehr Farben.

Zweiklänge:

Sie stehen sich in der Farbkugel über den Mittelpunkt gegenüber. Zu beachten ist die Helligkeit. Nimmt man ein helles Gelb muß das entsprechende Violett verdunkelt sein.

Dreiklänge:

Diese Beziehungsform beruht auf dem gleichseitigen und abgewandelt auf dem gleichschenkligen Dreieck. Dieses wird wieder auf dem Mittelpunkt der Kugel gelagert. Gelb-Rot-Blau ist der Urdreiklang. Grenzflächen entstehen, wenn einer der Punkte auf Weiß oder Schwarz stehen.

Vierklänge:

Man wählt 2 Komplementäre Farbenpaare aus, die senkrecht zueinander stehen, es entsteht ein Quadrat. Ebenso ist es mit einem Rechteck oder einem Trapez. Immer gelagert am Mittelpunkt der Kugel.

Sechsklänge:

Das gleiche Schema nur mit einem gleichseitigen Sechseck, so entstehen interessante Farbzusammenhänge.

Beispiel 11


Schaubild 3


Form und Farben

In der "Expressiven Farbenlehre" wird versucht den Farben Formen zuzuordnen.

Rot: Rechtecke, alle horizontalen und vertikalen Formen, alle statischen, schweren Formen. Rot ist die Farbe der Materie. (ruhende Materie)

Gelb: Dreieck, alle diagonalen Formen, Gelb ist kämpferisch und aggressiv, hat einen schwerelosen Charakter. (Denken)

Blau: Kreis, runde Formen, Entspanntheit und stetige Bewegung. (ewig bewegter Geist)

Orange: Trapez

Grün: sphärisches Dreieck

Violett: Ellipse

Schaubild 3


Beispiel 12


Räumliche Wirkung der Farben

Wenn man die 6 Farben 1. und 2. Ordnung auf einen schwarzen Hintergrund stellt, springt gelb nach vorne und violett verschwindet nach hinten. Die anderen Farben verteilen sich dazwischen. Auf weißem Grund verhält es sich umgekehrt. Diese Wirkungen der Tiefenstufen entsprechen dem goldenen Schnitt. (Strecke A-C--B)

AC zu CB verhält sich wie CB zu AB. (Der kleine Abschnitt verhält sich zum großen, wie der Große zur gesamten Strecke.) Bei Kalt-Warm treten die warmen Töne nach vorne.

Beispiel 12 (A=Gelb, B=Rot, C=Orange)